monsun e.V. Perú leistet Nothilfe vor Ort
Die Region Puno hat es besonders hart getroffen. Anders als in anderen Regionen wurde der Lockdown, der vom 20. März an galt, bis Mitte Oktober aufrecht erhalten. Es war keine Autofahrt von Puno nach Rivera Collata oder nach Llachón möglich. Der Kontakt zum Direktor in Llachón und zu einer Lehrerin in Rivera war nur telefonisch möglich. Und die Situation für die Familien in den beiden Dörfern unserer Partnerschulen war schwierig, denn es gab abgesehen von den selbst angebauten Produkten kaum etwas zu kaufen, der Warenverkehr war stark reduziert. Die Preise für Lebensmittel sind so stark gestiegen, dass viele Familien nur noch wenig oder gar nichts mehr dazukaufen konnten. Das ist kein unbekanntes Phänomen – auch wenn viele Menschen z.B. Kartoffeln oder Fleisch bekommen, leiden sie stark an Mangelerscheinungen wegen fehlender Vitamine und Mineralien. Auf 4.000 Metern Höhe wächst kein Obst und nicht jeder im Dorf hat Milch, Eier oder Fleisch von eigenen Tieren.
Am 29. Oktober waren in der Stadt Puno einige Lebensmittel wieder verfügbar – auch in größeren Mengen. Und die Straßen waren wieder frei für einen Transport. Schnell haben unsere Partner vor Ort reagiert: Zusammen mit den Schulleitern haben sie die Größen der Familien ermittelt, deren Kinder in unsere Partnerschulen gehen. Und sie haben Rationen berechnet, die für eine Notversorgung erforderlich sind. Weil die Menschen überall notleiden, mussten die Lebensmittel sicher zwischengelagert werden – und vom Einkauf bei den Großhändlern und in den Markthallen direkt in die private Unterkunft gebracht werden. Dort haben sie die Rationen eingeteilt, beschriftet, verladen und in die Schulen gebracht. Ein Kraftakt.
Die Ausgabe musste schnell gehen – und vorsichtig, denn Corona ist auch in den Dörfern längst angekommen. Alle Hilfen wurden notiert, keine Familie sollte fehlen. Einige Rationen konnten gelagert werden, weil nicht jede Mutter oder jeder Vater zur Schule kommen konnte. Aber wir haben es geschafft – inzwischen sind alle Familien versorgt.
Der Unterricht in der Schule ist bis zum Jahresende ausgesetzt. Die Lehrer unterrichten aus der Distanz. Wer ein Smartphone hat, wird per Videochat unterrichtet. Viele bekommen die Aufgaben in der Schule und arbeiten dann zuhause. Vor allem für die Kinder der Grundschule wird es aber ein verlorenes Schuljahr sein. Viel wichtiger aber ist, dass wir jetzt wieder Kontakt aufnehmen konnten – und wir bleiben dran. Solange wir es schaffen, treten wir im Notfall auch für die Grundversorgung ein. Auch wenn wir wissen, dass diese Hilfe keinen nachhaltigen Effekt haben wird – ohne Essen kein Leben. Was nützt da die ganze Debatte um Nachhaltigkeit, wenn Hunger der Grund zum Krankwerden ist?